SAP Transport Management: Die richtige Verwendung von Vorabimporten und abschließenden Importen
Blog vom 06.04.2019
Überblick
Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein Haus aus Fertigteilen bauen. Der Aufbau soll so schnell und so reibungslos wie möglich vonstattengehen. Daher beauftragen Sie eine Spedition damit, Ihnen die einzelnen Fertigteile in einer Reihenfolge anzuliefern in der sie direkt verbaut werden können – also zuerst die Teile für das Erdgeschoss, anschließend die Teile für das Obergeschoss und zuletzt die Teile für das Dachgeschoss mit Dach.
Nachdem Sie alle Fertigteile für das Erdgeschoss montiert haben fährt nun jedoch der LKW mit Teilen für das Dachgeschoss vor, da der LKW mit den Teilen des Obergeschosses auf der Autobahn eine Panne hatte und somit überholt wurde. Jetzt können Sie zwar mit dem Hausbau fortfahren, sie sollten sich jedoch der Tatsache bewusst sein, dass hier etwas vergessen wurde. Sollten später die Teile für das Obergeschoss geliefert werden, so muss diese Lieferung besonders behandelt werden. Der LKW mit den Teilen für das Dachgeschoss hat den LKW mit den Teilen für das Obergeschoss überholt und wird somit zum „Überholer“, d.h. er kam nicht in der ursprünglich geplanten Reihenfolge an. Aufgrund dieser Konstellation könnten zusätzliche Anpassungen notwendig sein, da die Montage des Daches an dieser Stelle ursprünglich nicht vorgesehen war und auch nicht so getestet wurde. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass für die Montage des Obergeschosses das Dachgeschoss und das Dach zunächst abmontiert und zum Schluss erneut montiert werden müssen.
Im TMS gilt ähnliches: Sollen Transportobjekte in einer bestimmten Version importiert werden, obwohl die vorhergehende Version dieses Objekts noch nicht importiert wurde, so ist Vorsicht geboten! Hier muss stets sorgfältig geprüft werden, ob die betroffenen Objekte ohne die übergangenen Objekte funktional ablauffähig sind. Sollte die Entscheidung für das Ignorieren fehlender Vorgänger erst nach der Qualitätssicherung fallen, so ist ebenfalls zu beachten, dass eine ungetestete Kombination von Objekten produktiv gesetzt werden soll. Hier ist ein zusätzlicher Funktionstest auf einem Präproduktionssystem dringend angeraten.
Um derartige Szenarien abbilden zu können, unterscheidet das TMS zwischen zwei Arten von Importen:
Transportaufträge, welche nicht von der vorgesehenen Reihenfolge (diese ist in der Regel die Exportreihenfolge und somit auch die Reihenfolge in der Importqueue der Folgesysteme) abweichen, können ohne weitere Sonderbehandlung abschließend importiert werden. Diese abschließend importierten Aufträge werden in der Importqueue durch einen grünen Haken kenntlich gemacht.
Anders dagegen Transportaufträge, die Objekte eines vorher freigegebenen, aber noch nicht importierten Auftrags enthalten (Überholer): Solche Aufträge sollten stets nur als Vorabimport importiert werden, um eine spätere Bereinigung der Überholersituation zu ermöglichen. Dies geschieht durch setzen des Flags "Transportauftrag für weiteren Import in Queue stehen lassen" (= I Flag). Vorab importierte Aufträge werden in der Importqueue mit einem gelben Dreieck gekennzeichnet.
Generell ist beim Import zu beachten, dass eventuell existierende (bereits importierte) Überholer der zu importierenden Aufträge stets mitimportiert werden müssen, um den Downgrade einzelner Objekte zu vermeiden. Sofern diese Überholeraufträge weitere noch nicht importierte Vorgängeraufträge besitzen muss ihr Import im Rahmen eines Vorabimports erfolgen.
Generell ist beim Import zu beachten, dass eventuell existierende (bereits importierte) Überholer der zu importierenden Aufträge stets mitimportiert werden müssen, um den Downgrade einzelner Objekte zu vermeiden. Sofern diese Überholeraufträge weitere noch nicht importierte Vorgängeraufträge besitzen muss ihr Import als Vorabimport erfolgen.
Beispiel:
Die Aufträge A, B, C und D stehen zum Import an. In der Importqueue sind keine weiteren Aufträge enthalten. Alle vier Aufträge enthalten Objekte, die auch in den jeweils anderen Aufträgen enthalten sind. Nun sollen die Aufträge A und D importiert werden. Nun kann zwar Auftrag A abschließend importiert werden, Auftrag D überholt jedoch die Aufträge B und C, weshalb dieser als Vorabimport durchgeführt werden muss, andernfalls würde der spätere Import der Objekte aus den Aufträgen B und C zu einem Downgrade der in Auftrag D enthaltenen Objekte führen. Soll nun später auch Auftrag B importiert werden, so muss hierbei Auftrag D erneut importiert werden. Wird zuletzt auch Auftrag C importiert, so muss wiederum Auftrag D importiert werden. Diesmal können beide Aufträge abschließend importiert werden, da nunmehr kein fehlender Vorgänger für Auftrag D existiert.
Um die korrekte Importreihenfolge auch über eine Kette aus mehreren SAP-Systemen bzw. -Mandanten hinweg zu gewährleisten, beschränkt sich die Funktionalität des Vorabimports nicht nur auf das Setzen des I Flags, welches dazu führt, dass der Auftrag nach dem Import für weitere Importe zur Verfügung steht. Die Vormerkung in den durch Belieferungswege angebundenen Folgesystemen wird hierbei ebenfalls beeinflusst, indem die dort generierten Einträge durch ein F-Flag gekennzeichnet werden. Dieses markiert diejenigen Aufträge, deren Position in der Importqueue als vorläufig betrachtet wird und bewirkt, dass diese Aufträge bei einem erneuten Import in das vorhergehende System nach unten an die letzte Position der Importqueue verschoben werden. Somit wird sichergestellt, dass die Importqueue des Folgesystems stets der aktuellen Importreihenfolge des beliefernden Systems entspricht. Mit einem F-Flag gekennzeichnete Auftrag können nicht abschließend importiert werden, sie stehen stets für weitere Importe zur Verfügung, da sich die Position in der Importqueue noch verändern kann. Der abschließende Import in das vorhergehende System schiebt diese Aufträge wiederum an das Ende der Importqueue des belieferten Systems und entfernt schließlich das F-Flag, da die Position in der Importqueue nun endgültig feststeht.
Detaillierte Informationen hinsichtlich der Bedeutung der einzelnen Flags in der Importqueue finden Sie unter anderem in dem Artikel "Steuerung des Importverhaltens durch Flags" hier im Blog.